Farbe und Architektur

Trier – Hauptmarkt mit Sankt Gangolf und Steipe

Der Gestaltung von Bauwerken und damit von unserem Lebensumfeld kommt eine große Verantwortung zu. Eine wichtige Basis bilden die Beziehungen der Farbe zur Form, zum Material und zum Licht.
In der mehrteiligen Serie des Malerblatts werden die Grundlagen der Farbgestaltung anschaulich erklärt und Tipps zur richtigen Gestaltung von Bauwerken gegeben.

(Autor: Prof. Klaus Friesch)

Teil 1 – Farbigkeit von Bauwerken

Eine wichtige Basis dafür bilden die Beziehungen der Farbe zur Form, zum Material und zum Licht

Alle Dinge, die uns umgeben, sind farbig. Entweder aufgrund ihrer Materialeigenfarbigkeit oder weil wir sie farblich bearbeiten. Darin liegt das ambivalente Verhältnis zwischen Farbträger und Farbe begründet. Mittels Farbe verändern wir die Erscheinung von Gegenständen und dies hat wiederum große Auswirkungen auf die Wahrnehmung derselben.

Teil 2 – Grundgedanken zur Architekturfarbigkeit

Für Gestaltungsaufgaben wie die Architekturfarbigkeit ist es unabdingbar, sich der eigenen Prägung bewusst zu werden und Vorstellungen für zukünftiges Gestalten zu entwickeln

„Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“. Diese auf den französischen Politiker Jean Jaures zurückgehende Aussage lässt sich auch auf die Farbgestaltung übertragen. Geprägt in einem politischen Streit zwischen konservativen Traditionalisten und fortschrittlichen Demokraten steht diese Aussage sinnbildlich für die Entwicklung der Baukultur und den Begriff der Moderne. Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert führte dieses Denken zu einem in vielen Teilen neuen Verständnis des Schönheitsbegriffs.

Teil 3 – Sockelzonengestaltung

Die Gestaltung der Sockelzone und das Prinzip der Farbstatik

Ein einfaches Grundprinzip der Beziehung von Form und Farbe in der Architektur lässt sich bei der Sockelfarbigkeit erkennen. Die traditionelle Bauweise arbeitet mit tragenden Außenwänden. Das jeweilige Baumaterial führt zu charakteristischen Baukonstruktionen und Dimensionen. Die typische „Lochfassade“ weißt einen kleinen, an der statischen Ordnung ausgerichteten Fensteranteil auf. Bei älteren Bauwerken ist die Zunahme der Baulasten durch eine Zunahme der Mauerstärken erlebbar.

Teil 4 – Farbwechsel an Ecken

Die Wirkung von Farbwechseln an den Ecken auf die Form

Ein Wesensmerkmal von Architektur ist die Dreidimensionalität. Es gibt zwei Möglichkeiten der Konstruktion. Einerseits kann ein Objekt durch Wegnahme von Material entstehen, die subtraktive Methode der klassischen Bildhauerei. Der Regelfall ist die additive Fügung. Konstruktionen aus eher flächenförmigen Elementen wie Boden, Wände und Decken bilden Innenräume und wirken von außen betrachtet als zusammengesetzte Körper. Es stellt sich die Frage, in welcher Beziehung Form und Farbe zueinander stehen. Farbe benötigt einen Farbträger, daher steht die Form traditionell im Vordergrund und die Farbe hat eine dienende und interpretierende Funktion. So geht es zuerst um Grundfragen der Formwahrnehmung und dann um die Frage der Wirkung von Farbigkeit auf diese.

Teil 5 – Der Basisfarbton und seine Varianten

Der Gestaltungsgrundsatz: Vom Basisfarbton zur Dominante, Subdominante und dem Akzent

Durch technologischen Fortschritt in der Farbherstellung stehen heutzutage für die Gestaltung von Bauwerken viele Farbnuancen zur Verfügung. Dies ist Fluch und Segen in einem. Es zwingt den Farbgestalter bei der Farbauswahl zu einer Abwägung gestalterischer, emotionaler, ökonomischer und technischer Aspekte. Für die Kundenberatung ist es aber notwendig, eine Vorauswahl zu treffen. Dabei sind die individuellen Rahmenbedingungen aus Kundenwunsch und Objekt zu berücksichtigen. Aus diesen Überlegungen resultierend lassen sich dem Kunden sinnvolle Gestaltungsvarianten anbieten. Hierbei spielt der Basisfarbton eine wichtige Rolle.